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Die Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Emissionen aus Landnutzung und -management, der Wandel von Landnutzungsarten sowie die damit verbundenen Kohlenstoffspeicher-Entwicklungen sind entscheidende Bestandteile von Emissionsinventaren für Unternehmen, die im landwirtschaftlichen Sektor tätig sind. In diesem Blogbeitrag möchte ich als Experte im Bereich der Nachhaltigkeitsbewertung auf die Treiber dieser Assessments eingehen, aufzeigen, was dabei zu beachten ist, und bestmögliche Vorgehensweisen zur Berechnung und Umsetzung vorstellen. Dabei greifen wir auf unsere umfassende Projekterfahrung bei Five Glaciers Consulting zurück, in der wir zahlreiche landwirtschaftliche Emissionsbewertungen für Unternehmen im DACH-Raum durchgeführt haben.
Treiber der landwirtschaftlichen Emissionsbewertungen
Einer der stärksten Treiber für landwirtschaftliche Emissionsbewertungen ist die Forderung nach mehr Transparenz und Verantwortung in der Lieferkette. Initiativen wie die "Forest, Land and Agriculture Guidance" (FLAG) fordern von Unternehmen, ihre landwirtschaftlich bedingten Emissionen nicht nur zu erfassen, sondern detailliert zu analysieren. Im Vordergrund stehen dabei drei Kernaktivitäten:
- Landmanagement (Land Management, LM): Wie wird das Land genutzt, welche Methoden zur Bodenbearbeitung und Düngung kommen zum Einsatz?
Diese Aktivität umfasst nicht nur die physische Bearbeitung des Landes, sondern auch die Entscheidung darüber, welche Anbaupraktiken eingesetzt werden, um die Bodenqualität zu erhalten oder zu verbessern. Beispielsweise können durch den Einsatz von Minimalbodenbearbeitung und organischen Düngemitteln die Emissionen reduziert und gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit gesteigert werden. Unsere Erfahrung bei Five Glaciers Consulting zeigt, dass eine enge Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben dazu beiträgt, nachhaltige Praktiken zu fördern und so den ökologischen Fußabdruck erheblich zu verringern.
- Landnutzungsänderungen (Land Use Change, LUC): Welche Flächen werden neu bewirtschaftet oder umgewandelt, z. B. von Wäldern zu Ackerland? Die Landnutzungsänderung ist ein bedeutender Treiber von Emissionen, da dabei oft große Mengen Kohlenstoff freigesetzt werden, die zuvor in Vegetation und Böden gespeichert waren. Bei unseren Projekten beobachten wir häufig, dass Unternehmen durch eine bessere Planung der Landnutzung und die Vermeidung unnötiger Umwandlungen erhebliche Emissionsminderungen erzielen können. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit mit einem Agrarbetrieb, der durch Renaturierung von Randflächen und Aufforstungsmaßnahmen die Auswirkungen von Landnutzungsänderungen minimieren konnte.
- Kohlenstoffbindung (Removals): In welchem Umfang wird Kohlenstoff durch Vegetation oder Böden gebunden? Kohlenstoffbindung ist eine wichtige Komponente, um die Nettoemissionen zu reduzieren. Dies umfasst sowohl natürliche Kohlenstoffsenken wie Wälder als auch landwirtschaftliche Praktiken wie Agroforstwirtschaft, die eine erhöhte Bindung von Kohlenstoff ermöglichen. Unsere Erfahrung bei Five Glaciers Consulting hat gezeigt, dass durch den Einsatz regenerativer Anbaumethoden, wie zum Beispiel Zwischenfruchtanbau, der Kohlenstoffgehalt im Boden langfristig erhöht werden kann. Dies führt nicht nur zu einer Verbesserung der Klimabilanz, sondern auch zu einer erhöhten Resilienz des Bodens gegenüber extremen Wetterereignissen.
Diese Faktoren führen dazu, dass Unternehmen den Emissionen aus ihrer landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette größere Aufmerksamkeit widmen und zunehmend eine detaillierte Datenbasis aufbauen müssen.
Was ist zu beachten?
Die größte Herausforderung bei der Bewertung landwirtschaftlicher Emissionen liegt in der Erfassung und Berechnung der richtigen Daten. Bisher wurden Scope-3-Emissionen, insbesondere bei der Beschaffung von Rohstoffen, oft auf Basis der Ausgaben geschätzt, was zu groben und wenig aussagekräftigen Ergebnissen führte. Unternehmen müssen nun zu einer gewichtsbezogenen Berechnung der eingekauften Rohstoffe übergehen. Dies bedeutet, dass sie lieferantenspezifische Emissionsfaktoren ermitteln müssen, die Informationen über die Flächennutzung, die angebauten Früchte und die landwirtschaftlichen Praktiken der Lieferanten beinhalten.
Ein genauerer Zugang zu spezifischen Lieferantendaten ist notwendig, um die Emissionsbewertung präziser zu gestalten. Die Umstellung von allgemeinen Modellen auf detaillierte, lieferantenspezifische Daten ist zwar eine große Herausforderung, bietet jedoch die Chance auf eine wesentlich genauere Bewertung und wirksamere Reduktionsmaßnahmen
Vorgehensweise zur Berechnung landwirtschaftlicher Emissionen
Um landwirtschaftliche Emissionen effektiv zu berechnen, sollten Unternehmen einen strukturierten Ansatz wählen, der folgende Schritte umfasst:
Schritt 1: Datenerfassung und -validierung
Es ist entscheidend, dass die Daten zur Landnutzung, den Anbaumethoden und der Landnutzungsänderung erhoben und von den Lieferanten verifiziert werden. Eine gute Kommunikation mit den Lieferanten ist dabei unabdingbar. Bei Five Glaciers Consulting konnten wir beispielsweise in einem Projekt mit einem mittelständischen Agrarbetrieb durch enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten die Datenerfassung erheblich verbessern und somit eine genaue Bewertung der Emissionen sicherstellen.
Schritt 2: Gewichtsbasierte Emissionsfaktore
Verwenden Sie statt Übersichten zu finanziellen Ausgaben konkrete Gewichts- und Anbaudaten, um spezifische Emissionsfaktoren anzuwenden.
Schritt 3: Modellierung und Szenarienanalyse:
Mithilfe der gewonnenen Daten können verschiedene Reduktionsszenarien modelliert werden. Dies ermöglicht es Unternehmen, die Auswirkungen verschiedener Maßnahmen zu bewerten und so die besten Entscheidungen zu treffen.
Best Practices für landwirtschaftliche Impact Assessments
Ein hoher Detaillierungsgrad ist entscheidend für eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung. Granulare Messungen und genaue Berechnungen helfen Ihnen, spezifische Emissionsfaktoren zu nutzen und enge Beziehungen zu Lieferanten zu pflegen, um die notwendigen Informationen zu erhalten. Eine gute Infrastruktur, die den Austausch von Lieferantendaten erleichtert, verbessert den Zugang zu wichtigen Daten und fördert die Analysefähigkeit. Dadurch können fundierte Entscheidungen getroffen und die Wirksamkeit von Emissionsreduktionsmaßnahmen prüfbar gemacht werden. Umfassende Datengrundlagen ermöglichen es zudem, Budgets für Scope-3-Maßnahmen zu erstellen und die Investitionsrendite (ROSI – Return on Sustainability Investment) zu kalkulieren, was es Unternehmen erleichtert, Emissionsreduktionen auch in Scope 3 skalierbar zu machen.
Fazit
Eine fundierte landwirtschaftliche Emissionsbewertung ist für Unternehmen, die im Agrarsektor tätig sind, unverzichtbar. Dabei geht es nicht nur um die Erfüllung von Anforderungen durch Initiativen wie FLAG, sondern auch um die Eröffnung neuer Möglichkeiten, beispielsweise durch die Identifikation von Einsparpotenzialen oder die Entwicklung neuer, nachhaltiger Einnahmequellen. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten, der Zugang zu genauen Daten sowie eine systematische Herangehensweise an die Emissionsberechnung sind Schlüssel zum Erfolg.