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Status Quo der Dekarbonisierung von KMU: Zwischen Ambition, Ressourceneffizienz und Unterstützung neuer Standards

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19.8.2025

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Governance & Regulatorik

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KMU im Spannungsfeld der Transformation

Die Dekarbonisierung ist eine der größten Aufgaben unserer Zeit – und sie betrifft alle Unternehmensgrößen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen dabei im Fokus: Sie machen über 99 % der europäischen Unternehmenslandschaft aus, sind Innovationsmotor und bilden das Rückgrat nahezu jeder Lieferkette.

Aktuelle Studien zeigen jedoch: Die Ambitionen sind hoch, die Ressourcen knapp. Die Aldermore Group veröffentlichte im Juli 2025 eine Befragung, die ein klares Bild zeichnet:

  • 67 % der KMU wollen ihre Emissionen bis 2030 reduzieren,
  • aber 60 % sehen gravierende Ressourcenlücken,
  • und mehr als die Hälfte empfindet neue Reportinganforderungen als große Herausforderung.

Hier entsteht eine Ambivalenz: Ambitionen und Wille sind da – doch es braucht mehr Unterstützung, um die Transformation realisieren zu können.

Regulatorischer Kontext: EU als Taktgeber, UK als Ergänzung

EU: VSME-Standard als Orientierungsrahmen

Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind große Unternehmen in der EU längst zur umfassenden Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Doch auch KMU spüren den Druck – sei es durch Lieferketten, Banken oder Kunden.

Die EFRAG hat diese Realität erkannt und am 23. Juli 2025 den VSME-Standard (Voluntary SME Standard) vorgestellt. Dieser Standard ist ein Meilenstein, weil er:

  • KMU beim Verständnis von Klimabilanzierung (GHG Protocol) unterstützt,
  • Grundlagen für Target-Setting im Einklang mit der SBTi vermittelt,
  • praxisnahe Hilfestellungen für Datenmanagement und Reporting bietet,
  • und durch seine modulare Struktur Unternehmen dort abholt, wo sie stehen.

Der VSME ist damit nicht nur ein Reporting-Instrument, sondern ein Kompass für Klimamanagement, der KMU Schritt für Schritt an komplexere Anforderungen heranführt.

UK: Exposure Drafts als parallele Entwicklung

Im Vereinigten Königreich veröffentlichte das Department for Business and Trade im August 2025 die ersten Exposure Drafts der UK Sustainability Reporting Standards (UKSRS). Auch sie orientieren sich an internationalen Standards, legen aber besonderen Wert auf Skalierbarkeit für kleinere Unternehmen.

Für deutsche und europäische KMU ist das eher ein Signal: Die Entwicklung läuft international in dieselbe Richtung – Standards werden vereinheitlicht und immer stärker auch für KMU geöffnet.

Aldermore-Studie: Die Kluft zwischen Ambition und Ressourcen

Die Aldermore-Studie (Juli 2025, „SMEs face net zero divide as 2026 green reporting looms“) belegt:

  • Ambitionen sind da: Zwei Drittel der KMU wollen ihre Emissionen reduzieren.
  • Kapazitäten fehlen: 60 % sehen weder Zeit noch Budget, um Klimastrategien umzusetzen.
  • Reporting wird als Hürde empfunden – nicht aus Ablehnung, sondern aus Unsicherheit.
  • Finanzierung bleibt kritisch: Viele KMU sehen ohne externe Unterstützung keine Chance, Investitionen zu stemmen.
  • Gleichzeitig erkennen KMU die finanziellen Chancen: Im Schnitt erwarten sie durch Nachhaltigkeitsmaßnahmen einen jährlichen Mehrertrag von 52.198 £
  • Nach wie vor fehlende Tiefe: Rund 58 % gaben an, die für Sie treibenden Kategorien in Scope 1, 2 und 3 noch nicht zu kennen

Für deutsche KMU ist das Bild ähnlich: Der Wille ist groß, aber ohne mehr Orientierung, finanzielle Hilfen und praxisnahe Standards wird der Schritt von der Ambition zur Umsetzung schwerfallen.

Neue Dynamiken: Standards als Antwort auf Bedarfe

Die Regulierungslandschaft entwickelt sich – und sie entwickelt sich nicht nur in Richtung Verschärfung, sondern auch in Richtung Hilfestellung:

  • EFRAG mit VSME: Der Standard liefert ein didaktisches Fundament und befähigt KMU, ESG- und Klimafragen besser zu verstehen.
  • VSME-Board: Ziel ist es, praxisnahe Leitfäden zu entwickeln, die Unternehmen von der ersten CO₂-Bilanz bis zur Zielsetzung nach SBTi begleiten.
  • Internationale Standards: Auch die Science Based Targets initiative (SBTi) reagiert mit einem überarbeiteten SBTi Net-Zero Standard V2, der die Anforderungen präzisiert und explizit auch KMU adressiert.

Damit ist klar: Standards sind nicht nur „Pflichtenhefte“, sondern zunehmend auch Werkzeuge der Befähigung.

SBTi Net-Zero Standard V2: Ambitionierte Zahlen, ambivalente Realität

Am 15. August 2025 veröffentlichte die SBTi neue Daten: Die Zahl der Unternehmen mit eingereichten Klimazielen ist im Vergleich zum Vorjahr um 227 % gestiegen. Ein starkes Signal, dass Net Zero im Mainstream angekommen ist.

Doch die Analyse zeigt eine Ambivalenz:

  • Große Unternehmen dominieren die Zahlen, weil sie die Kapazitäten für valide Zielsetzungen haben.
  • KMU sind unterrepräsentiert – nicht aus Mangel an Willen, sondern wegen Daten- und Ressourcenlücken.
  • Manche KMU setzen Ziele, aber mit ungenauer Datenbasis, was Glaubwürdigkeit und Wirkung mindern kann.

Gleichzeitig liegt hier eine große Chance:

Der SBTi Net-Zero Standard V2 bietet KMU einen konkreteren Leitfaden: Für KMU sind etwa erleichterte Anforderungsprofile, größere Flexibilität bei der Zieldefinition sowie verlängerte Umsetzungsfristen vorgesehen. Zusätzlich können sie auf staatliche Förderprogramme zurückgreifen, um den Transformationsprozess besser zu bewältigen. So wird es für kleinere Unternehmen einfacher, valide Ziele zu formulieren und Schritt für Schritt umzusetzen. So können KMU nicht nur ihre Position in Lieferketten sichern, sondern auch Reputation aufbauen und zeigen, dass glaubwürdiges Klimamanagement auch in kleinerem Maßstab machbar ist.

Das Fazit: SBTi bleibt anspruchsvoll – aber für KMU, die den Schritt wagen, ein strategischer Wettbewerbsvorteil. Wer heute valide Ziele setzt, verschafft sich Zugang zu Lieferketten, steigert Reputation und zeigt, dass Klimamanagement auch für kleine Unternehmen möglich ist.

KMU empfinden Weg zur Dekarbonisierung als steinig

Handlungsempfehlungen für KMU

Damit Ambition nicht an der Umsetzung scheitert, können KMU folgende Schritte gehen:

  • Etappenziele statt Überambition: Kurzfristige, erreichbare Maßnahmen sind der beste Einstieg in eine langfristige Klimastrategie.
  • VSME als Einstiegsinstrument nutzen: Der Standard bietet eine solide Grundlage, um Reporting und Klimamanagement schrittweise aufzubauen.
  • Förderungen prüfen: In Deutschland z. B. BAFA Modul 5 (Transformationspläne) oder kommunale Klimaschutzprogramme.
  • Datenmanagement priorisieren: Frühzeitig ein System aufbauen – ob mit Excel oder spezialisierter Software.
  • Externe Unterstützung suchen: Beratungen wie Five Glaciers Consulting helfen, Standards in machbare Schritte zu übersetzen und Ressourcenlücken zu schließen.

Fazit: Ambition braucht Förderung und Unterstützung

Europäische KMU wollen dekarbonisieren – die Datenlage aus Juli und August 2025 zeigt das eindeutig. Doch es besteht eine Ambivalenz zwischen hohen Ambitionen und begrenzten Ressourcen.

Die gute Nachricht: Standards wie der VSME der EFRAG und der SBTi Net-Zero Standard V2 nehmen diese Realität ernst. Sie bieten Orientierung, strukturierte Hilfestellungen und praxisnahe Wege, wie auch kleine Unternehmen ihre Klimaziele erreichen können.

Die Botschaft lautet nicht „weniger Regulierung“, sondern „mehr Unterstützung“. Genau das liefern neue Standards – und genau hier setzt Five Glaciers Consulting an: Wir begleiten KMU bei der Klimabilanzierung, beim Aufbau von Reporting-Strukturen und bei der Entwicklung von Net-Zero-Strategien.

Unser Angebot: Von Förderung profitieren beim eigenen Klimatransformationsplan

Five Glaciers Consulting hatbereits zahlreiche Unternehmen erfolgreich bei der Beantragung und Umsetzung von BAFA-geförderten Modul-5-Transformationsplänen unterstützt. Über dieses Programm können bis zu 60 % der Beratungskosten übernommen werden, sodass KMU ihre Transformation finanziell entlastet und strategisch fundiert gestalten können. Melde Sie sich bei uns für weitere Informationen oder unser informatives Whitrepaper zum BAFA Modul 5

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