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4.6.2025
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EcoVadis ist längst mehr als ein Nischentool für Nachhaltigkeitsmanager:innen. Mit über 125.000 bewerteten Unternehmen weltweit und einer immer stärkeren Rolle in Einkaufsprozessen großer Konzerne ist die Plattform für viele Lieferanten eine Eintrittskarte in globale Wertschöpfungsketten. Doch mit wachsender Reichweite kommen auch Fragen: Lohnt sich der Aufwand wirklich? Welche Kosten entstehen – direkt wie indirekt? Und wie robust ist die Methodik angesichts wachsender regulatorischer Anforderungen wie der CSRD oder der geplanten CSDDD?
Dieser Artikel beleuchtet die Funktionsweise, Methodik, Kosten, Kritikpunkte und Alternativen von EcoVadis im Jahr 2025 – und zeigt, wie Unternehmen das Tool strategisch nutzen können, anstatt sich von Scorecards treiben zu lassen.
Im Kern bewertet EcoVadis die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen anhand von vier Themenbereichen: Umwelt, Arbeit & Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung. Die Methodik folgt einem dreistufigen Rahmen: Policies (Absichtserklärungen und Richtlinien), Actions (konkrete Maßnahmen, Managementsysteme, Prozesse) und Results (Ergebnisse und Kennzahlen). Ergänzt wird dieser Prozess durch den sogenannten 360° Watch, eine Medien- und Stakeholder-Analyse, die sowohl positive als auch negative öffentliche Berichte in die Bewertung einfließen lässt.
Das Ergebnis ist eine Scorecard mit Punktwerten von 0 bis 100, ergänzt durch Vergleichsdaten aus der Branche und konkrete Verbesserungsempfehlungen. Unternehmen, die besonders gut abschneiden, erhalten Medaillen – von Bronze bis Platin –, die sich zunehmend als Türöffner im B2B-Geschäft etablieren.
Wichtig ist dabei die Unterscheidung: EcoVadis misst keine Emissionen oder Impact-Kennzahlen direkt. Es handelt sich vielmehr um eine Dokumenten- und Evidenz-basierte Bewertung, die nachvollzieht, wie systematisch Nachhaltigkeit in Strategie, Strukturen und Prozesse eingebunden ist.
Die Methodik von EcoVadis wird regelmäßig angepasst – und seit 2025 noch deutlicher verschärft. So werden die Scores jetzt ungerundet dargestellt, wodurch auch kleinere Verbesserungen sichtbar werden. Für viele Unternehmen ist das eine Chance, Fortschritte zu belegen, die zuvor in Durchschnittswerten untergingen.
Eine weitere Veränderung betrifft die Medaillenvergabe: Während früher Platin-Medaillen inflationär verteilt wurden, erhält sie inzwischen nur noch das oberste Prozent aller bewerteten Unternehmen. Damit steigt die Exklusivität – aber auch der Druck, kontinuierlich nachzulegen.
Auch die Dokumentenanforderungen sind präziser geworden: Maximal 55 Nachweise dürfen eingereicht werden, und diese müssen klar datiert, versioniert und formal korrekt sein. Ein PDF ohne klare Autorisierung kann bereits als „nicht belastbar“ gewertet werden. Gleichzeitig wird die Rolle des 360° Watch stärker: Negative Presseberichte oder NGO-Kritik können unmittelbar Score-Effekte haben.
Kritisch bleibt: Die Methodik bewertet in erster Linie, ob Richtlinien und Prozesse vorhanden sind – nicht unbedingt, ob sie wirksam umgesetzt werden. Für Unternehmen bedeutet das: Wer gute Dokumentation beherrscht, kann relativ schnell punkten; tatsächliche Impact-Daten spielen eine untergeordnete Rolle.
Die Listepreise variieren je nach Unternehmensgröße, Land/Währungsraum und Lizenzlaufzeit. Auf der offiziellen Preisseite zeigt EcoVadis für Deutschland, Größenklasse M (100–999 Mitarbeitende) derzeit folgende Richtwerte (Stand: heute):
Das Carbon Rating (reiner Klima-Scope) ist nur auf Einladung eines Geschäftspartners verfügbar; die Carbon-Bewertung ist außerdem in den Sustainability-Ratings enthalten. Preise und Features unterscheiden sich zusätzlich nach Plan (z. B. Freigabe-/Sharing-Optionen, Analyst:innensession, Monitoring). Prüfe daher stets die lokale Preisseite und wähle EUR/USD sowie XS/S/M/L, um die für dich relevanten Beträge zu sehen.
Der eigentliche Aufwand liegt jedoch in den Unternehmen selbst: Nachhaltigkeits- und Compliance-Abteilungen berichten von 50 bis 150 Arbeitsstunden für KMU, die erstmals teilnehmen. In Konzernen mit dezentraler Struktur können es leicht über 300 Stunden sein – verteilt auf Nachhaltigkeits-, HR-, Umwelt- und Einkaufsteams. Hinzu kommen unter Umständen Kosten für Beratungen, falls interne Expertise fehlt.
Damit wird klar: EcoVadis ist kein einfacher Fragebogen, sondern ein Projekt mit internen Ressourcenkosten. Viele Unternehmen unterschätzen diesen Aspekt und sehen die Subscription Fee als Hauptkostenpunkt – tatsächlich aber liegt der Aufwand in der Datenbeschaffung, Abstimmung und Dokumentation.
EcoVadis polarisiert. Auf Bewertungsportalen wie G2 erhält die Plattform durchschnittlich 3,8 von 5 Sternen – ein solider Wert, aber mit deutlichen Ausschlägen nach oben und unten. Gelobt wird die klare Struktur: Unternehmen erhalten nicht nur eine Note, sondern eine vergleichbare Scorecard und Benchmarks, die im Markt Akzeptanz finden. Für Einkäufer:innen ist EcoVadis ein schneller Weg, Lieferanten systematisch einzuordnen.
Kritik richtet sich vor allem an drei Punkten:
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Abhängigkeit: Wer einmal im Netzwerk ist, wird kaum darum herumkommen, jährlich Updates zu liefern. Das erzeugt einen Lock-in-Effekt, der für Lieferanten vor allem Kosten, für Einkäufer aber einen gewissen Standardisierungsnutzen bedeutet.
EcoVadis ist nicht die einzige Plattform für Nachhaltigkeitsbewertungen. Doch die Alternativen setzen jeweils andere Schwerpunkte.
CDP etwa legt den Fokus stark auf Klima- und Umweltrisiken und richtet sich vor allem an Kapitalmärkte. Sustainalytics ist ähnlich investorengetrieben und bewertet ESG-Risiken auf Unternehmensebene, nicht auf Lieferantenebene. CSRHub aggregiert Daten aus vielen Quellen, ist aber weniger tief in den Prozessen einzelner Unternehmen.
Ganz anders sind Zertifikate wie B Corp, die Nachhaltigkeit umfassend – von Governance bis Mitarbeiterwohl – prüfen, dafür aber ein aufwändiges Audit erfordern. Produktzertifikate wie FSC, Fairtrade oder Rainforest Alliance konzentrieren sich wiederum auf spezifische Rohstoffe oder Lieferkettensegmente und eignen sich eher für Claims auf Produktebene als für eine Gesamtbewertung.
Im Vergleich dazu bietet EcoVadis vor allem Lieferketten-Kompatibilität: Große Einkäufer nutzen es als Standard, um hunderte oder tausende Lieferanten vergleichbar zu machen. Alternative Systeme können ergänzen, aber selten ersetzen.
EcoVadis bleibt 2025 ein relevanter Baustein für Unternehmen, die in globalen Lieferketten mitspielen wollen. Doch es ist entscheidend, die Plattform strategisch zu begreifen: nicht als reines Zertifikat, sondern als Werkzeug, das Reputation, Kundenanforderungen und interne Steuerung verbindet.
Wer den Prozess unterschätzt, riskiert hohe Opportunitätskosten und Frustration. Wer ihn jedoch professionell aufsetzt, kann EcoVadis nutzen, um Nachhaltigkeit im Unternehmen systematisch zu verankern, Stakeholder zu überzeugen und Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
Five Glaciers Consulting unterstützt Unternehmen dabei, diesen Weg strukturiert zu gehen – von der Vorbereitung der ersten Scorecard über die Optimierung der Methodik bis hin zur Einbettung in eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie.
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