DATUM
22.8.2025
AUTOREN
THEMEN
Governance & Regulatorik
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Für Unternehmen in der DACH-Region, die ihre EcoVadis-Bewertung nutzen, um Vertrauen bei Kunden, Lieferanten und Investoren aufzubauen, ist die 360° Watch kein bloßes Add-on mehr, sondern ein potenzieller „Game Changer“. Denn externe Meldungen über Fehlverhalten (Misconduct), Verstöße gegen Umwelt- oder Sozialstandards etc. können sich drastisch auf die Bewertung auswirken. Wichtig ist: Sobald ein Fall öffentlich dokumentiert ist, ist er für die Bewertung verbindlich – aktiv steuerbar ist das Ergebnis in diesem Moment nicht mehr.
Unternehmen können lediglich vorbereitet sein, um die Auswirkungen zu verstehen, einzuordnen und durch flankierende Maßnahmen abzumildern. In diesem Artikel erklären wir die Funktionsweise, gehen tiefer auf die Effekte unterschiedlicher Fallarten ein und zeigen anhand eines Beispiels, welche Konsequenzen dies haben kann – inklusive Dauer der Wirkung im Score.
Die EcoVadis 360° Watch ist ein Monitoring-System, das externe Informationen aus über 100.000 öffentlichen Quellen (Medien, NGOs, Gewerkschaften, Gerichtsurteile usw.) sammelt und bewertet.
Erläuterung: Damit ist die 360° Watch ein „externer Filter“: Sie spiegelt nicht, was Unternehmen intern dokumentieren, sondern wie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Besonders schwerwiegende Fälle (−15,75 Punkte)können in einem einzigen Themenbereich eine Medaille verhindern – unabhängig von sonstigen Stärken.
Statistik-Nugget: Laut EcoVadis Methodology Report 2024 betrifft die 360° Watch derzeit rund 20–25 % aller bewerteten Unternehmen, wobei rund 5 % ernsthafte Negativfälle mit spürbarem Einfluss auf den Score aufweisen.
EcoVadis vergibt Medaillen (Platin, Gold, Silber, Bronze) und Badges (z. B. „Committed“ oder „Fast Mover“) anhand des Unternehmensperzentils in der Gesamtheit aller bewerteten Unternehmen (s. EcoVadis Medals & Badges)
Die 360° kann hierbei als Ausschlusskriterium fungieren. Sprich, selbst wenn ein Unternehmen grundsätzlich in den Top-5 % landet, kann es durch schwerwiegende 360° Watch-Fälle komplett von der Medaillenvergabe ausgeschlossen werden. Hier zeigt sich: Es geht weniger um die Frage, ob man steuern kann, sondern ob man vorbereitet ist, den Effekt zu verstehen und die eigene Scorecard realistisch zu kommunizieren.
Statistik-Nugget: Interne EcoVadis-Daten aus der EcoVadis Guidance 2024 zeigen, dass rund 12 % der Unternehmen mit einem Gold-Score keine Medaille erhielten, da Ausschlusskriterien aus der 360° Watch griffen.
Die Gewichtung von Vorfällen unterscheidet sich nach Schweregrad und Häufigkeit:
Wirkungsdauer: 360° Watch-Ereignisse bleiben bis zu 5 Jahre in der Bewertung relevant. Maßgeblich ist dabei das Datum der öffentlichen Berichterstattung, nicht zwingend das Datum des eigentlichen Vorfalls. Unternehmen können diese Dauer nicht verkürzen. Sie können aber durch Gegenmaßnahmen und positive Fälle im Beobachtungszeitraum einen teilweisen Ausgleich schaffen.
Die 360° Watch kann auch positive Meldungen berücksichtigen, etwa NGO-Anerkennungen, unabhängige Medienberichte oder externe Auszeichnungen. In solchen Fällen sind +5,25 Punkte pro Thema möglich (EcoVadis Support). Dieser Bonus wirkt wie ein Verstärker: Er kann kleinere Verluste stabilisieren oder einem Unternehmen helfen, in einem einzelnen Themenfeld den Score anzuheben.
Beispiele für positive Fälle:
Grenzen des Effekts: Der positive Effekt bleibt deutlich schwächer als negative Vorfälle. Während −10,5 oder −15,75 Punkte ganze Medaillen verhindern können, gleichen +5,25 Punkte höchstens kleinere Schwächen aus. Auch gilt der Bonus stets themenspezifisch – eine Anerkennung im Bereich Umwelt verbessert nicht automatisch die Bewertung in Ethik oder Arbeitsrechten.
SzenarioArt des VorfallsBewertung durch 360° WatchPunkteauswirkungMedaillen-/Badge-EffektA – GeringNGO-Bericht über Überstunden ohne Ausgleich bei ZuliefererGering−5,25 Punkte im Thema ArbeitsrechteBronze noch möglich, Silber wird knappB – ErheblichGerichtsurteil wegen systematischer ArbeitsschutzverstößeErheblich−10,5 Punkte im Thema + weitere Abzüge durch kumulative FälleVerlust von Medaille, evtl. Badge-AusschlussC – SchwerwiegendKorruptionsskandal bei Tochtergesellschaft, breites MedienechoSchwerwiegend−15,75 Punkte im Thema EthikAusschluss von Medaillen & Badges, Score fällt zurück auf max. BronzeD – PositivNGO-Auszeichnung für RecyclingprogrammPositiv+5,25 Punkte im Thema UmweltStabilisierung des Scores, Ausgleich kleiner Verluste
Erläuterung: Während ein geringer Fall in einem starken Portfolio noch verkraftbar ist, führt ein schwerwiegender Vorfall praktisch immer zu Medaillenverlust. Selbst wenn das Unternehmen Gegenmaßnahmen ergreift (z. B. umfassende Compliance-Programme, öffentliche Transparenzberichte), bleibt der Vorfall für 5 Jahre relevant. Die einzige Chance zur Abmilderung: Zusätzliche positive Meldungen oder starke Leistungen in anderen Themen, die den Gesamtscore stabilisieren. Allerdings kann dies einen Ausschluss bei schwerwiegenden Fällen nicht aufheben.
Statistik-Nugget: Unternehmen mit mindestens einem schwerwiegenden Fall verlieren im Schnitt über 15 Punkte im Gesamtscore und sind für die Dauer des Vorfalls von Medaillen ausgeschlossen (Ximei CSR Study 2024).
Erläuterung: Auch wenn die 360° Watch selbst nicht steuerbar ist, können Unternehmen durch aktives Reputations- und Krisenmanagement die negative Wirkung abfedern und parallel positive Punkte aufbauen. Wichtig ist ein realitätsnahes Erwartungsmanagement gegenüber Stakeholdern.
Statistik-Nugget: Laut EcoVadis verbessern Unternehmen, die aktiv auf 360° Watch-Ereignisse reagieren und öffentlich dokumentieren, im Schnitt ihren Folge-Score um 3–4 Punkte gegenüber passiven Unternehmen (EcoVadis Support).
Was ist die EcoVadis 360° Watch?
Ein externes Monitoring-System, das Meldungen über Unternehmen sammelt und in die Score-Berechnung einfließen lässt.
Welche Arten von Misconduct beeinflussen die Bewertung?
Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltvergehen, Korruptionsfälle, unethische Beschaffungspraktiken – je nach Schwere und Häufigkeit.
Kann ein positiver Bericht die Bewertung verbessern?
Ja, positive Fälle (z. B. Auszeichnungen) können bis zu +5,25 Punkte in einem Thema bringen, sind aber meist schwächer als negative Effekte.
Wann führt ein Vorfall zum Ausschluss von Medaillen?
Schwerwiegende oder mehrere erhebliche negative Fälle in einem Thema sind ein Ausschlusskriterium, selbst bei hohen Gesamtscores. (EcoVadis Support)
Wie lange wirkt ein Fall auf das Rating?
Bis zu 5 Jahre. Ausschlaggebend ist das Datum der öffentlichen Berichterstattung, nicht das tatsächliche Datum des Vorfalls. Eine Verkürzung dieser Dauer ist nicht möglich.
Die EcoVadis 360° Watch ist kein Nebenschauplatz, sondern ein entscheidender Hebel im Nachhaltigkeitsrating. Unternehmen können die Bewertung externer Vorfälle nicht kontrollieren – wohl aber deren Folgen verstehen und vorbereitend Maßnahmen ergreifen, um negative Auswirkungen zu begrenzen.
Ein schwerwiegender Fall bleibt 5 Jahre wirksam und führt fast immer zu Medaillenausschluss, doch mit proaktiver Kommunikation, positiven externen Meldungen und robustem Nachhaltigkeitsmanagement können Unternehmen ihre Position mittelfristig stabilisieren.

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