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EcoVadis Methodologie-Update Q4/2024: Neue Bewertungsschwerpunkte für Menschenrechte, Datenqualität und Risikoanalyse

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DATUM

22.1.2025

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THEMEN

Governance & Regulatorik

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Mit dem Methodologie-Update für Q4/2024 hat EcoVadis erneut wichtige Weichen gestellt, um seine Bewertungssystematik weiter zu professionalisieren und stärker an internationale Standards wie die OECD-Leitlinien und die kommende EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitspflicht in der Lieferkette (CSDDD) anzupassen.

Dieses Update geht weit über kosmetische Anpassungen hinaus: Es stärkt die Aussagekraft der EcoVadis-Bewertungen, differenziert bestehende Kriterien weiter aus und fordert Unternehmen zunehmend dazu auf, valide und belastbare ESG-Daten zu liefern. Wir fassen für Sie die sieben zentralen Änderungen zusammen – inklusive deren Relevanz für Ihre nächste Bewertung.

Update #1: Fokus auf Risiko statt Philanthropie: Pro-Bono-Arbeit entfällt

Für Unternehmen der Rechts- und Beratungsbranche (ISIC 69 und 70) entfällt ab sofort die Möglichkeit, Pro-Bono-Aktivitäten als Maßnahme im Bereich Labour & Human Rights anzugeben.

Warum?

EcoVadis trennt damit klar zwischen philanthropischen Aktivitäten und risikobezogenen Maßnahmen, um die Konsistenz der Methodologie über alle Branchen hinweg zu gewährleisten. Pro Bono zählt künftig nicht mehr zur bewertungsrelevanten Nachhaltigkeitsleistung.

Update #2: Kartellrecht -Reduktion auf 360° Watch

Bei großen Unternehmen (über 1.000 Mitarbeitende) wird das Thema “Anticompetitive Practices” nicht mehr aktiv im Fragebogen abgefragt. Stattdessen erfolgt die Beurteilung ausschließlich über das 360° Watch-System von EcoVadis, das externe Datenquellen und öffentliche Berichte scannt.

Das Ziel:

Die Reduktion des Erhebungsaufwands und Konzentration auf belastbare externe Hinweise (z. B. Sanktionen, Presseberichte).

Update #3: Faire Arbeitsbedingungen – neue Anforderungen an Löhne und Arbeitszeit

EcoVadis überarbeitet die Maßnahmen zum Kriterium Arbeitsbedingungen (Working Conditions) grundlegend.

Neu hinzugefügt wurden:

  • Maßnahmen zur Sicherung angemessener Löhne (keine zwingende Living Wage, aber Vergleich zu Lebenshaltungskosten)
  • Maßnahmen zur Regulierung von Arbeitszeiten und Überstunden

Gestrichen wurden:

  • Mitarbeiterbeteiligungsprogramme und Bonusmodelle – da eher motivations- als risikoorientiert

Reformuliert:

  • Das „Zwei-Wege-Kommunikationssystem“ wurde durch einen „Beschwerdemechanismus zu Arbeitsbedingungen“ ersetzt – inklusive konkreter Anforderungen (z. B. Vertraulichkeit, Zugänglichkeit, Schutz vor Repressalien).

Update #4: 360° Watch Scoring - Von 7 auf 4 Prinzipien

EcoVadis hat die Bewertungssystematik für kontroverse Fälle (360° Watch Findings) reformiert. Die bisherigen 7 Prinzipien wurden zu 4 verdichtet:

  • Scale: Schwere des Vorfalls
  • Scope: Ausmaß (zeitlich, geografisch, personell)
  • Remediability: Rückführbarkeit auf Ausgangszustand
  • Aggravating & Mitigating Factors: u. a. Unternehmensgröße, Kontrollmöglichkeiten, Beweislage

Warum das zählt:

Diese Änderung stärkt die Differenzierung zwischen einmaligen Vorfällen und systematischen Missständen – und stellt klarere Bezüge zu Due-Diligence-Standards her.

Update #5: Country Risk Update 2025: Neue Länderbewertungen

Jährlich aktualisiert EcoVadis das Länderrisiko-Profil, das in die Gesamtbewertung einfließt. Die Änderungen für 2025 umfassen folgende Länder:

Land Änderung Grund
Ghana Mittel → Hochrisiko Erhöhtes Risiko beim Klimathema
Polen Niedrig → Mittelrisiko Biodiversität & CO₂-Risiken
Uruguay Mittel → Niedrigrisiko Bessere Umweltperformance
Seychellen Mittel → Niedrigrisiko Verbesserte Menschenrechtslage

Update #6: Wortlautvereinheitlichung im Fragebogen

EcoVadis hat den Wortlaut zahlreicher Fragebogenoptionen vereinfacht und vereinheitlicht – ohne dabei inhaltlich Punkte zu streichen. Ziel ist ein besseres Verständnis der Abfragen und die stärkere Nutzung der Hilfetexte im Fragebogen.

Beispiele:

  • Aus „Dust and/or particulate matter“ wird „Particulate matter“
  • Unnötige Beispiele oder Erläuterungen wurden entfernt
  • Hilfetexte enthalten nun klarere Hinweise zur Dokumentenanforderung

Tipp:

Nutzen Sie die „Show more“-Funktion im Fragebogen aktiv – sie enthält viele Hinweise zur erfolgreichen Dokumentation.

Update #7: Datenqualität wird score-relevant: Metric Data Reliability Update

Einer der wichtigsten Schritte: EcoVadis differenziert künftig stärker zwischen verlässlichen und unzureichenden Nachhaltigkeitskennzahlen.

Drei Stufen der Datenqualität:

  • Hohe VerlässlichkeitStärke im Score
  • Mittlere VerlässlichkeitStärke
  • Geringe VerlässlichkeitVerbesserungsbereich

Was zählt zu hoher Datenqualität?

  • Externe Prüfung durch Dritte
  • Transparente Berechnungsmethoden
  • Abgrenzung von Scopes und Datenquellen
  • Alignment mit Reporting-Standards wie ESRS, ISSB oder GRI

Warum das wichtig ist:

Mit Blick auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die steigenden Erwartungen von Geschäftspartnern wird klar: Zahlen brauchen Qualität. Unternehmen mit validierten, geprüften oder nachvollziehbar dokumentierten KPIs werden künftig im EcoVadis-Scoring deutlich im Vorteil sein.

Fazit: Strategisches EcoVadis-Management wird anspruchsvoller – aber auch lohnender

EcoVadis entwickelt sich weiter zu einem anspruchsvollen ESG-Assessment, das weit mehr ist als ein Abhaken von Maßnahmen. Wer hier punkten will, braucht nicht nur Nachhaltigkeitsmaßnahmen – sondern ein gutes Risikoverständnis, valide Daten und aussagekräftige Dokumente.

Wir bei Five Glaciers Consulting helfen Unternehmen, genau das aufzubauen: Relevante Maßnahmen und Policies entwickeln, Score-relevante Daten aufbereiten und verbessern, Interne Prozesse ESG-fit machen

Sie möchten wissen, wie sich dieses Update konkret auf Ihre Bewertung auswirkt? Kontaktieren Sie uns für ein kostenloses Orientierungsgespräch oder ein gezieltes Scorecard-Review.

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Berg im Hintergrund - Symbolbild von Five Glaciers Consulting für Kontaktseite

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Wanderung hoch auf einen Berg - Symbolbild von Five Glaciers Consulting für Kontaktseite

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