DATUM
21.7.2025
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THEMEN
Best Practices
Ratings & Zertifizierungen
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Ein enttäuschendes Ergebnis bei der EcoVadis-Bewertung kann für Unternehmen frustrierend sein – insbesondere wenn intern große Fortschritte bei der Nachhaltigkeit erzielt wurden. Doch bevor vorschnell ein neues Projekt zur Optimierung aufgesetzt wird, sollten Verantwortliche prüfen, ob das aktuelle Ergebnis auf einem behebbaren Fehler beruht. Genau dafür bietet EcoVadis einen formalen, strukturierten Mechanismus: die sogenannte Scorecard Inquiry.
In diesem Artikel erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie den Score konstruktiv hinterfragen, Fehler identifizieren und Korrekturen anstoßen – auf Grundlage öffentlich verfügbarer Informationen von EcoVadis sowie aus der Praxis unserer Beratung.
EcoVadis bewertet nicht die Nachhaltigkeitswirkung eines Unternehmens an sich, sondern die Qualität und formale Reife des nachhaltigkeitsbezogenen Managementsystems. Bewertet werden dokumentierte Policies, Maßnahmen und deren Reporting innerhalb von vier Themenbereichen: Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung.
Das bedeutet konkret: Selbst vorbildlich umgesetzte Maßnahmen führen nicht automatisch zu einem hohen Score – sofern die Dokumentation nicht den formalen Anforderungen entspricht. Bewertet wird nur, was nachweisbar, gültig und dem richtigen Geltungsbereich zuordenbar ist.
Typische Ursachen für Scoreverluste sind deshalb nicht zwingend inhaltlicher Natur, sondern struktureller:
EcoVadis veröffentlicht hierzu eine eigene Scoring Methodology sowie ausführliche Dokumentationsanforderungen (siehe Quellen).
EcoVadis bietet mit der Scorecard Inquiry ein formalisiertes Verfahren an, um mögliche Bewertungsfehler zu korrigieren. Wichtig ist:
Ein Inquiry ist für alle bewerteten Unternehmen kostenfrei und sollte innerhalb der Gültigkeit der Scorecard (12 Monate) erfolgen.
Starten Sie mit einer sorgfältigen Prüfung der Scorecard. Betrachten Sie nicht nur den Gesamtscore, sondern analysieren Sie die Strengths und Improvement Areas innerhalb jedes Themas.
Ziel ist es, genau jene Verbesserungspunkte zu identifizieren, bei denen Sie nachweislich entsprechende Dokumente eingereicht haben. So können Sie gezielt Widersprüche feststellen.
Beispiel: Wenn als Verbesserungspunkt angegeben wird, dass keine Klimaziele vorlägen, Sie aber ein Gremium-beschlossenes Klimaziel dokumentiert hatten, ist das potenziell ein Ansatzpunkt.
Nun prüfen Sie Ihre eingereichten Nachweise erneut – und zwar mit einem kritischen, formalen Blick:
Dokumente, die diesen Anforderungen nicht genügen, werden bei einer Inquiry auch nicht nachträglich gewertet.
Die Scorecard Inquiry sieht vor, bis zu 15 konkrete Fragen zu stellen. Diese sollten professionell, sachlich und klar strukturiert sein. Vermeiden Sie emotional gefärbte Formulierungen.
Eine bewährte Struktur lautet:
„Bezüglich des Verbesserungspunktes ‚[Verbesserungsbereich]‘ möchten wir darauf hinweisen, dass hierzu ein Nachweis in unserem Dokument ‚[Dokumentname]‘, Seite [Seitenzahl], vorliegt. Dieses enthält folgende Passage: ‚[Zitat oder Beschreibung]‘. Wir bitten um Erläuterung, warum dieser Nachweis nicht berücksichtigt wurde.“
Diese Form bietet Klarheit, ist nachvollziehbar und ermöglicht es den Analysten, die Bewertung zu prüfen.
Die Anfrage wird über das Support-Portal von EcoVadis eingereicht (https://getsupport.ecovadis.com):
Nach Einreichung erhalten Sie eine Eingangsbestätigung und werden über den weiteren Verlauf informiert. Ein Analystenteam prüft Ihre Angaben und teilt die Ergebnisse mit.
Für Unternehmen mit komplexeren Rückfragen oder dem Wunsch nach vertiefter Analyse bietet EcoVadis eine kostenpflichtige Analystensitzung an. Diese dauert eine Stunde, erfolgt per Videokonferenz und enthält:
Die Session ist ab 500 EUR buchbar (abhängig vom Abomodell). Für Premium- und Corporate-Kunden kann sie kostenlos enthalten sein. Informationen dazu unter: https://ecovadis.com/plans-pricing
Selbst wenn eine Scorecard Inquiry keinen unmittelbaren Effekt hat, liefert der Prozess wertvolle Hinweise zur strukturellen Verbesserung Ihres Nachhaltigkeitsmanagements.
Nutzen Sie Ihre Bewertung deshalb nicht nur zur Rechtfertigung, sondern zur systematischen Weiterentwicklung:
Mit einem strukturierten Verbesserungsprozess positionieren Sie sich nicht nur für bessere Scores, sondern auch für fundierte Nachhaltigkeitskommunikation gegenüber Kunden, Partnern und Kapitalgebern.
Ein unbefriedigender EcoVadis Score kann frustrieren – muss aber nicht das Ende der Geschichte sein. Wer die Methodologie versteht, seine Scorecard strukturiert analysiert und mit klar belegten Fragen eine Scorecard Inquiry einreicht, kann Fehler aufdecken und korrigieren lassen.
Gleichzeitig ist der wahre Wert einer Scorecard nicht nur ihr Zahlenwert, sondern ihr Potenzial als strategisches Steuerungsinstrument für Nachhaltigkeit. Unternehmen, die den Prozess als Lern- und Weiterentwicklungsanstoß begreifen, profitieren doppelt: durch bessere Ratings und durch substanziellen Reifezuwachs in der eigenen ESG-Organisation.
Quellen und weiterführende Informationen:
Hinweis: Five Glaciers Consulting ist kein offizieller EcoVadis-Partner, kennt jedoch die Anforderungen und Abläufe der Bewertung aus zahlreichen Kundenprojekten. Wir unterstützen Sie gern dabei, Ihre Scorecard fundiert zu verbessern.
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