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Die Klimarisikoanalyse für Unternehmen: Leitfaden für die Umsetzung in 2025

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18.6.2025

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Klimarisiken sind ein finanzielles Warnsignal

Klimarisiken sind längst kein Nischenthema mehr — sie sind ein integraler Bestandteil der Finanz‑ und Versicherungspraxis. Unternehmen sehen sich heute gleich dreifachen Drucksituationen ausgesetzt:

  1. Physische Risiken durch Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und andere Extremereignisse bedrohen direkt Produktion, Infrastruktur und Lieferketten. Laut Munich Re verursachten Naturkatastrophen allein im Jahr 2024 Schäden in Höhe von etwa 320 Mrd. USD, wobei über 6,9 Bio. USD in den letzten Jahrzehnten entstanden — und nur knapp ein Drittel versichert war.
  2. Transitionsrisiken, wie CO₂-Bepreisung, Marktverschiebungen, technologische Disruptionen und regulatorische Eingriffe, verändern die Bewertung von Assets und strategische Entscheidungen von Unternehmen.
  3. Finanzielle und regulatorische Implikationen:
    • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Klimarisiken als systemische Gefahr für Finanzstabilität identifiziert und verlangt von Banken, diese Risiken in Kredit-, Kapital- und Risikomodellen zu berücksichtigen. Seit Juli 2025 fließt ein «Klima-Faktor» in das EZB-Kollateral-Framework ein — das bedeutet: klimaexponierte Assets verlieren an Wert als Sicherheit.
    • Auch aus der Perspektive der Versicherungswirtschaft, insbesondere Munich Re, sind steigende Schadenskosten durch Klimaphänomene ein zentraler Treiber. Munich Re forscht seit den 1970ern intensiv zu Klimarisiken und warnt vor steigenden Schäden und Haftungsrisiken für unvorbereitete Unternehmen.

Eine Klimarisikoanalyse ist entsprechend nicht nur ökologisch relevant, sondern wirtschaftlich essenziell — sie entscheidet über Kapitalzugang, Versicherungsschutz und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Was ist eine Klimarisikoanalyse?

Unter einer Klimarisikoanalyse versteht man die systematische Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels auf ein Unternehmen. Dabei werden sowohl physische Risiken (z. B. Überschwemmungen, Hitzewellen, Lieferkettenstörungen) als auch Transitionsrisiken (z. B. neue Regulierungen, CO₂-Kosten, Reputationsrisiken) berücksichtigt.

Das Ziel: eine integrierte Entscheidungsgrundlage, die Klimadaten, Szenarien und Unternehmensprozesse miteinander verknüpft.

Kernunterscheidung:
  • Physische Risiken → direkte Folgen des Klimawandels wie Extremwetter oder Infrastrukturausfälle
  • Übergangsrisiken → indirekte Folgen der Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft (z. B. CO₂-Bepreisung, technologische Umstellungen, Marktverschiebungen)

[Platzhalter für Grafik: „Kategorien von Klimarisiken (physisch vs. Transition) mit Beispielen“]

Klimarisiken – Physisch & Transition (Stacked) | Five Glaciers Consulting
Visualisierung • Five Glaciers Consulting

Kategorien von Klimarisiken

Gegenüberstellung der zwei Hauptkategorien Physische Risiken und Transitionsrisiken – klar, kompakt, einbettbar in Blogposts/Slides. Inhalte je Kategorie als Bullets (an Mitbewerber-Struktur angelehnt).

Physische Risiken

Direkte Auswirkungen des Klimawandels auf Standorte, Assets und Lieferketten; akut (ereignisbasiert) oder chronisch (langfristige Veränderungen).

  • Hitzewellen – Produktivitätsverluste, Kühl- & Wasserbedarf, Qualitätseinbußen.
  • Extreme Stürme – Schäden an Gebäuden/Anlagen, Betriebsunterbrechungen.
  • Überschwemmungen – Logistikausfälle, Waren-/Lagerschäden, längere Wiederanlaufzeiten.
  • Erdrutsche – Gefährdung von Verkehrswegen, Standorten, Versorgungstrassen.
  • Steigender Meeresspiegel – Standortrisiken in Küstenregionen, langfristige Anpassungsinvestitionen.
Transitionsrisiken

Risiken aus politischen, rechtlichen, technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen im Übergang zur Netto-Null-Wirtschaft.

  • CO₂‑Bepreisung & Regulierung – CSRD/ESRS, EU‑Taxonomie, Lieferkettengesetz → Kosten & Offenlegungspflichten.
  • Klimapolitik & Marktsignale – Förderkulissen, Standards & Labeling verändern Nachfrage & Wettbewerbsdynamik.
  • Konsumenten‑Verhalten – Präferenz für klimafreundliche Produkte; Reputations- & Umsatzrisiken.
  • Technologie‑Veränderungen – Substitution CO₂‑intensiver Verfahren; CAPEX‑Bedarf & Stranded Assets.
  • Finanzierung & Versicherung – Banken/EZB integrieren Klimarisiken; Versicherer passen Prämien & Deckungen an.

Regulatorischer Rahmen: CSRD, ESRS & TCFD

Die regulatorischen Vorgaben machen die Durchführung von Klimarisikoanalysen zunehmend verpflichtend:

  • CSRD & ESRS E1: Unternehmen müssen Klimarisiken systematisch erfassen, bewerten und berichten.
  • TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures): internationaler Standard für Klimarisiko-Reporting, inzwischen vielfach verpflichtend referenziert.
  • EU-Taxonomie: schreibt die Bewertung physischer und transitorischer Risiken explizit vor.
  • EZB-Leitlinien & Bankenaufsicht: Finanzinstitute müssen Klimarisiken in ihre Kredit- und Portfoliobewertungen einbeziehen.

Hinweis: Das laufende Omnibus-Verfahren der Europäischen Union (Trilog-Verhandlungen) sorgt aktuell noch für Unsicherheiten, z. B. bei Definitionen, Berichtspflichten und Übergangsfristen. Unternehmen sollten ihre Klimarisikoanalysen daher als dynamischen Prozess verstehen und regelmäßig überprüfen, sobald die finalen Beschlüsse veröffentlicht sind.

[Platzhalter für Tabelle: „Regulatorische Anforderungen im Überblick – CSRD vs. ESRS E1 vs. TCFD“]

Die 6 Schritte einer erfolgreichen Klimarisikoanalyse

1. Unternehmenskontext & Ziele definieren

  • Relevante Standorte, Prozesse und Produkte bestimmen
  • Strategische Bedeutung (Finanzierung, Reputation, Lieferkette) klären
  • Zeithorizonte (2030, 2050) festlegen

2. Klimadaten & Szenarien auswählen

  • Nutzung von IPCC-, NGFS- oder DWD-Daten
  • Szenarien (1,5°C, 2°C, >3°C) modellieren
  • Regionale Klimamodelle berücksichtigen

3. Risikoidentifikation

  • Physische Risiken: Sturm, Hitze, Hochwasser, Dürre
  • Übergangsrisiken: CO₂-Preis, Regulierungen, Marktverschiebungen
  • Chancen mitdenken: neue Produkte, Innovationen, Effizienzsteigerungen

4. Risikoanalyse & -bewertung

  • Eintrittswahrscheinlichkeit + Schadenshöhe kombinieren
  • Quantitative Verfahren (z. B. Monte-Carlo-Simulationen)
  • Qualitative Expertenschätzungen für unsichere Bereiche

5. Maßnahmenplanung

  • Anpassungsmaßnahmen (z. B. Hochwasserschutz, Lieferkettendiversifizierung)
  • Verzahnung mit Klimazielen und Transformationsplänen (SBTi, CSRD)
  • Integration in bestehende Risikomanagement-Systeme

6. Reporting & Monitoring

  • Integration ins CSRD-Reporting
  • Regelmäßige Updates & Rebaselining
  • Interne Kommunikation an Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeitende
Checkliste – 6 Schritte Klimarisikoanalyse | Five Glaciers Consulting
Checkliste • Five Glaciers Consulting

6 Schritte der Klimarisikoanalyse

Detaillierte Schritt-für-Schritt-Grafik. Klare Bullets, praxisnahes Doing, Farbcodierung je Schritt. Zeithorizonte bitte separat als Notiz unter der Grafik platzieren.

Schritt 1 · Kontext & Ziele

Grundlage für die gesamte Analyse: Festlegen, was betrachtet wird und warum.

  • Scope definieren – Standorte, Lieferketten, Geschäftsbereiche und Produkte festlegen.
  • Ziele klären – Regulatorische Compliance, Investorenerwartungen, strategische Resilienz.
  • Governance festlegen – Verantwortlichkeiten und Prozesse im Risikomanagement verankern.
Schritt 2 · Klimadaten & Szenarien

Die Qualität der Analyse hängt von Daten und Szenarien ab.

  • Datenquellen auswählen – IPCC, NGFS, DWD; regional spezifische Daten berücksichtigen.
  • Szenarien entwickeln – Verschiedene Klimapfade (1,5 °C, 2 °C, >3 °C) berücksichtigen.
  • Transparenz sichern – Annahmen und Unsicherheiten offen dokumentieren.
Schritt 3 · Risikoidentifikation

Systematische Sammlung möglicher Risiken.

  • Physische Risiken erfassen – Hitzewellen, Fluten, Dürren, Sturm, Meeresspiegelanstieg.
  • Transitionsrisiken analysieren – Regulatorische Vorgaben, Markttrends, Technologieveränderungen.
  • Chancen mitdenken – Effizienzpotenziale, neue Produkte, bessere Finanzierungskonditionen.
Schritt 4 · Bewertung & Quantifizierung

Risiken messbar und vergleichbar machen.

  • Methoden wählen – Heatmaps, Sensitivitätsanalysen, Simulationen.
  • Finanzielle Effekte ermitteln – Auswirkungen auf Kosten, Gewinne, Investitionen, Versicherbarkeit.
  • Materialität definieren – Schwellenwerte und Prioritäten festlegen.
Schritt 5 · Maßnahmen & Integration

Konkrete Handlungen entwickeln und im Unternehmen verankern.

  • Anpassungsmaßnahmen planen – Hochwasserschutz, Hitzeresilienz, Lieferketten diversifizieren.
  • Strategische Verzahnung – Klimaziele, SBTi, Klimatransformationspläne (BAFA Modul 5).
  • Organisation vorbereiten – Rollen klären, Mitarbeitende schulen, Lieferanten einbinden.
Schritt 6 · Reporting & Monitoring

Kontinuierlich prüfen, berichten und nachsteuern.

  • Berichtspflichten erfüllen – CSRD/ESRS, TCFD-konform berichten.
  • Kennzahlen monitoren – KPIs und Tools implementieren, Datenqualität sichern.
  • Update-Rhythmus einplanen – Regelmäßige Reviews, Anpassung bei Änderungen.

Typische Stolperfallen – und wie man sie vermeidet

  • Scope 3 unterschätzen: Lieferkettenrisiken machen oft >70 % der Emissionen aus.
  • Nur auf physische Risiken schauen: Transitionsrisiken sind häufig finanziell gravierender.
  • Einmalige Analyse statt kontinuierlicher Prozess: Klimarisiken entwickeln sich dynamisch.
  • Fehlende Governance-Verankerung: Ohne Vorstandsbeschluss bleibt die Analyse wirkungslos.

Best Practice: Klimarisiken gehören ins zentrale Risikomanagement – nicht in einen isolierten Nachhaltigkeitsbericht.

Deep Dive: Transitionsrisiken im Detail

Während physische Risiken oft sichtbar und unmittelbar wirken, entfalten Transitionsrisiken ihre Dynamik subtiler – und können für Unternehmen noch größere wirtschaftliche Konsequenzen haben. Sie entstehen durch den globalen Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft und betreffen fast alle Branchen.

Zentrale Treiber von Transitionsrisiken:

  • Regulatorische Eingriffe: Einführung von CO₂-Bepreisung, strengere Emissionsgrenzwerte, neue Berichtspflichten (CSRD, EU-Taxonomie, Lieferkettengesetz).
  • Marktveränderungen: Kunden und Geschäftspartner bevorzugen zunehmend klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen. Unternehmen, die nicht reagieren, verlieren Marktanteile.
  • Technologische Disruptionen: Dekarbonisierungstechnologien, erneuerbare Energien, Elektromobilität oder Kreislaufwirtschaftsmodelle verdrängen etablierte Prozesse.
  • Finanzielle Risiken: Banken und Investoren bewerten klimaexponierte Geschäftsmodelle zunehmend kritisch. Unternehmen ohne Klimastrategie erhalten schlechtere Finanzierungskonditionen oder verlieren Zugang zu Kapital.
  • Reputationsrisiken: Stakeholder fordern Transparenz. Wer Klimaversprechen nicht einhält, riskiert massiven Vertrauensverlust.

Beispiel: Ein energieintensives Produktionsunternehmen könnte zwar keine akute Flutgefahr haben, aber dennoch in Schwierigkeiten geraten, wenn steigende CO₂-Preise die Betriebskosten sprunghaft erhöhen und Wettbewerber frühzeitig auf emissionsärmere Technologien setzen.

Fazit: Klimarisikoanalyse als strategischer Hebel

Eine fundierte Klimarisikoanalyse ist mehr als regulatorisches Pflichtprogramm. Sie ist ein strategisches Steuerungsinstrument, um:

  • die Resilienz des Unternehmens zu sichern
  • Anforderungen von CSRD & ESRS zuverlässig zu erfüllen
  • Investoren, Banken und Versicherer zu überzeugen
  • Chancen des klimaneutralen Wandels zu nutzen

Unterstützung durch Five Glaciers Consulting

Als Beratung für Nachhaltigkeit und Klimastrategien unterstützen wir Unternehmen bei der Durchführung von Klimarisikoanalysen in unterschiedlichen Schärfegraden – von der schnellen Risikoübersicht bis zur detaillierten Szenarioanalyse nach TCFD/NGFS/IPCC. Ein besonderer Vorteil:

Im Rahmen des BAFA-Förderprogramms Modul 5 („Transformationspläne“) können Sie die Unterstützung bei Klimarisikoanalysen fördern lassen - und so die Investitionskosten erheblich reduzieren.

Wenn Sie wissen möchten, wie Ihr Unternehmen eine regulatorisch tragfähige Klimarisikoanalyse aufbauen und gleichzeitig von Förderungen profitieren kann, sprechen Sie uns direkt an.

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Berg im Hintergrund - Symbolbild von Five Glaciers Consulting für Kontaktseite

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Wanderung hoch auf einen Berg - Symbolbild von Five Glaciers Consulting für Kontaktseite

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