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Klimaschutz mit Kosten-Nutzen-Faktor: Die MACC-Analysen als Planungstool von Dekarbonisierungsstrategien

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DATUM

14.7.2025

AUTOREN

Dr. Merlin C. Köhnke

THEMEN

Best Practices

Klimamanagement

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Was ist eine MACC-Analyse?

Die Marginal Abatement Cost Curve (MACC) ist ein Analysewerkzeug, das Unternehmen hilft, Emissionsminderungsmaßnahmen systematisch zu bewerten. Sie stellt die Kosten pro vermiedener Tonne CO₂e im Vergleich zum Einsparpotenzial grafisch dar und ermöglicht so eine datenbasierte Priorisierung von Maßnahmen.

In einer MACC werden Maßnahmen entlang zweier Achsen visualisiert:

  • X-Achse: Einsparpotenzial in Tonnen CO₂e pro Jahr
  • Y-Achse: Grenzkosten in Euro pro vermiedener Tonne CO₂e

Negative Werte auf der Y-Achse deuten auf Maßnahmen hin, die wirtschaftlich vorteilhaft sind (z. B. Energieeffizienz), während positive Werte Investitionen mit Kosten darstellen.

Quelle: Tennaxia.com (https://www.tennaxia.com/en/blog/plan-action-carbone-et-macc)

Warum MACC-Analysen für Unternehmen entscheidend sind

Für Unternehmen, die ihren CO₂-Fußabdruck nachhaltig und zugleich wirtschaftlich sinnvoll senken möchten, sind MACC-Analysen ein zentrales Steuerungsinstrument. Sie bieten einen datenbasierten Überblick darüber, welche Emissionsminderungsmaßnahmen mit welchen Kosten verbunden sind – und erlauben so eine präzise Planung von Dekarbonisierungsmaßnahmen entlang ökonomischer und strategischer Kriterien.

Kernnutzen einer MACC:

  • eine klare Priorisierung von Maßnahmen nach Wirtschaftlichkeit und Einsparpotenzial;
  • die Entwicklung von realistischen Reduktionspfaden, z. B. bis 2030 oder 2045;
  • eine zielgerichtete Allokation von CapEx- und ESG-Budgets auf wirkungsvolle Maßnahmen;
  • eine anschauliche und faktenbasierte Kommunikation gegenüber Geschäftsführung, Aufsichtsrat und Investoren;
  • die Verankerung von Maßnahmenpaketen in regulatorischen Kontexten wie der CSRD, in SBTi-Roadmaps oder Klimatransitionsplänen.

MACCs sind damit nicht nur ein Tool der Nachhaltigkeitsabteilung, sondern ein wertvoller Bestandteil der strategischen und finanziellen Unternehmensplanung. Sie liefern die Brücke zwischen Klimazielen und Investitionsentscheidungen – und stärken die Fähigkeit von Unternehmen, glaubwürdig und wirkungsvoll zu transformieren.

Kurz erklärt: So funktioniert die MACC-Konstruktion

Grenzkosten (€/t CO₂e) werden für jede Maßnahme durchgerechnet. Sprich:

Grenzkosten = (CAPEX + OPEX − Einsparungen − Förderungen) / Gesamt-CO₂e-Vermeidung

Basierend auf dieser Logik benöltigt es typischerweise die folgenden Datenpunkte je Maßnahme:

  • CO₂e-Einsparung (pro Jahr und über Lebensdauer)
  • CAPEX/OPEX, Restwerte, Lebensdauer, Inbetriebnahme
  • Energie-/Rohstoffpreise, Förderkulisse, Diskontsatz
  • Reifegrad & Abhängigkeiten (z. B. Infrastruktur)

Die dynamische Natur von MACC-Ergebnissen

Eine MACC ist kein statisches Instrument. Sie basiert auf Annahmen, die sich über die Zeit verändern:

  • Technologieentwicklung: Z. B. sinkende Kosten für PV, Batteriespeicher oder grünen Wasserstoff
  • Veränderungen im regulatorischen Umfeld: CO₂-Preise, Subventionen, gesetzliche Pflichten
  • Inflation und Energiepreisvolatilität
  • Lieferkettenverfügbarkeit und Marktentwicklungen

Die Reihenfolge der Maßnahmen, ihre Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit hängen eng mit dynamischen externen Faktoren zusammen. Manche Maßnahmen müssen in Kombination erfolgen, andere entfalten erst später ihre volle Wirkung. Diese Pfadabhängigkeiten sollten in der strategischen Betrachtung unbedingt berücksichtigt werden.

Best Practice: Mindestens jährliche Aktualisierung im Rahmen der Klimastrategie-/Budgetplanung, inkl. Sensitivitäten (z. B. Strompreis, CO₂-Preis) und Szenarien („Low Regret“, „Wirtschaftlichkeit“, „Technologie-Offensiv“).

Das Vorgehen: In 6 Schritten zur belastbaren MACC

Die Entwicklung einer MACC erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit und strukturierte Projektarbeit. Folgende Schritte haben sich in der Praxis bewährt:

1. Projektstart und Zieldefinition

  • Klärung des Scopes (z. B. Geltungsbereich, Betrachtung von Scope 1, 2, 3)
  • Zielhorizonte festlegen (z. B. bis 2030, 2040, 2050)
  • Stakeholder involvieren: Nachhaltigkeit, Technik, Controlling, Einkauf, ggf. externe Partner

2. Maßnahmenidentifikation

  • Bottom-up-Ansatz durch Workshops mit Fachbereichen
  • Ergänzung durch Top-down-Benchmarking (z. B. Branchenstandards, Technologiepfade)
  • Dokumentation jeder Maßnahme inkl. Einsparpotenzial, CAPEX/OPEX, Lebensdauer, Umsetzungsreife

3. Datenmodellierung und Berechnung der Grenzkosten

  • Berechnung der CO₂e-Minderung über die Lebensdauer (z. B. t CO₂e/10 Jahre)
  • Berechnung des Kapitalwerts der Netto-Kosten (inkl. Diskontierung, Förderungen)
  • Berechnung der spezifischen Kosten in Euro pro Tonne CO₂e

Formel:
Grenzkosten = (Investitionskosten + Betriebskosten ± Einsparungen ± Förderungen) / Gesamtvermeidung CO₂e

4. Validierung, Szenarienbildung und Interdependenzen

  • Sensitivitätsanalysen (z. B. Strompreisentwicklung, CO₂-Preis, Kapitalkosten)
  • Erstellung von Szenarien: "Low Regret", "Technologie-Offensiv", "Wirtschaftlichkeitsfokus"
  • Kombinatorische Prüfung: Welche Maßnahmen bedingen sich gegenseitig? Welche verlieren ohne vorherige Umsetzung anderer an Wirkung?
  • Zeitliche Abfolge: Manche Maßnahmen entfalten erst langfristig ihre Wirkung – z. B. Investitionen in Infrastruktur oder Lieferkettenumstellungen.

5. Visualisierung und Priorisierung

  • Darstellung in MACC-Grafik (siehe unten)
  • Sortierung nach steigenden Grenzkosten
  • Kategorisierung (z. B. Sofort umsetzbar, mittelfristig wirtschaftlich, strategisch notwendig)

6. Integration in Strategie und Budget

  • Einbettung in Klimazielsystem (z. B. SBTi, interne Reduktionspfade)
  • Ableitung von Investitionsvorschlägen für Nachhaltigkeitsbudget und CapEx-Planung
  • Berücksichtigung im CSRD-konformen Klimatransitionsplan
  • Entwicklung von Business Cases zur Entscheidungsunterstützung (inkl. Payback, ROI, Risiken)

Von der Analyse zur Strategie: Was nun?

Eine MACC ist kein Selbstzweck. Ihre eigentliche Kraft entfaltet sie, wenn sie systematisch in die strategische Entscheidungsfindung integriert wird:

  • Welche Maßnahmen tragen signifikant zur Zielerreichung bei?
  • Wo gibt es "Low Hanging Fruits", die sofort wirtschaftlich realisierbar sind?
  • Welche Investitionen erfordern strategische Vorleistungen trotz positiver Grenzkosten?
  • Welche Maßnahmen erfordern partnerschaftliche Umsetzungsmodelle (z. B. PPA, Joint Ventures)?
  • Wie lassen sich Maßnahmen logisch und effizient kombinieren?
  • Welche Business Cases überzeugen auch das Finanzressort?

Unternehmen sollten MACC-Analysen daher nicht als technisches Tool im Nachhaltigkeitsteam isolieren, sondern als zentrales Element der ESG-Investitions- und Transformationssteuerung begreifen.

Fazit: MACC-Analysen als Motor für wirksame Klimastrategien

Marginal Abatement Cost Curves bieten Unternehmen einen klaren, datenbasierten Blick auf den Klimapfad: Welche Maßnahmen sparen wie viel CO₂e – und was kosten sie wirklich? Dabei geht es nicht nur um Wirtschaftlichkeit, sondern auch um Strategie, Glaubwürdigkeit und Risikomanagement.

In Zeiten steigender Erwartungen durch CSRD, Klimaziele und Kapitalmärkte wird die Fähigkeit, Transformation effizient und wirksam zu gestalten, zum Wettbewerbsvorteil. Eine MACC ist dafür ein unverzichtbares Fundament – wenn sie gut gemacht ist.

Möchten Sie Ihre eigene MACC-Analyse entwickeln oder Ihre bestehende auf strategische Höhe bringen?
Wir unterstützen Sie von der Datenerhebung bis zur Umsetzung.

Autor: Five Glaciers Consulting – Strategie. Wirkung. Klima.

Fazit: MACC-Analysen als Motor für wirksame Klimastrategien

Marginal Abatement Cost Curves bieten Unternehmen einen klaren, datenbasierten Blick auf den Klimapfad: Welche Maßnahmen sparen wie viel CO₂e – und was kosten sie wirklich? Dabei geht es nicht nur um Wirtschaftlichkeit, sondern auch um Strategie, Glaubwürdigkeit und Risikomanagement.

In Zeiten steigender Erwartungen durch CSRD, Klimaziele und Kapitalmärkte wird die Fähigkeit, Transformation effizient und wirksam zu gestalten, zum Wettbewerbsvorteil. Eine MACC ist dafür ein unverzichtbares Fundament – wenn sie gut gemacht ist.

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Quellen:
  1. UK Committee on Climate Change (CCC): “The Macroeconomic Impact of Climate Change Mitigation Policies”; Link: https://www.theccc.org.uk/
  2. IPCC Fifth Assessment Report (AR5), Working Group III: Kapitel 6.9.1: Marginal Abatement Cost Curves and Mitigation Potential
  3. OECD (2015): “Marginal Abatement Cost Curves: A call for caution”; https://www.oecd.org/environment/tools-evaluation/MACC-Call-for-Caution.pdf
  4. Quantis (2021): “Accounting for Natural Climate Solutions Guidance”;  https://quantis.com
  5. SBTi Guidance for FLAG Sector (2023);  https://sciencebasedtargets.org/sectors/forest-land-and-agriculture

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Berg im Hintergrund - Symbolbild von Five Glaciers Consulting für Kontaktseite

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