Für viele Unternehmen ist die Erstellung von Richtlinien (Policies) der erste große Stolperstein im EcoVadis-Rating. Denn Policies sind weit mehr als ein Stück Papier: Sie bilden das Fundament des Nachhaltigkeitsmanagements und entscheiden maßgeblich darüber, ob Ihre Antworten im Fragebogen als valide anerkannt werden.
Dieser Beitrag zeigt, wie Sie Richtlinien aufbauen, formulieren und dokumentieren, damit sie den Anforderungen von EcoVadis entsprechen – und gleichzeitig echte Managementinstrumente werden.
Warum Policies im EcoVadis-Rating so wichtig sind
EcoVadis bewertet Ihr Nachhaltigkeitsmanagement in drei Säulen: Policies (Verpflichtungen), Actions (Maßnahmen) und Results (Ergebnisse) .
Policies sind die formale Grundlage – schriftlich fixierte Selbstverpflichtungen, Ziele und Prinzipien.
Sie geben die Richtung vor, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen.
Ohne valide Policies können Maßnahmen und KPIs nicht in den richtigen Kontext gesetzt werden.
Kurz gesagt: Ohne Policies kein belastbares Nachhaltigkeitsmanagement.
Die Drei Nachhaltigkeitskriterien mit Managementindikatoren: Aktionen, Richtlinien, Ergebnisse
Anforderungen an Richtlinien im EcoVadis-Kontext
Damit Policies von EcoVadis anerkannt werden, müssen sie bestimmte Kriterien erfüllen :
Formell dokumentiert
Schriftlich fixiert, mit Datum und Firmenname/Logo.
Keine bloßen Absichtserklärungen in Präsentationen oder internen Mails.
Zeitliche Gültigkeit
Policies gelten für bis zu 8 Jahre.
Sie müssen vor Abgabe bereits offiziell verabschiedet sein (mind. 1 Monat vor Einreichung).
Relevanz & Scope
Muss den ganzen Bewertungsrahmen abdecken (nicht nur eine Tochtergesellschaft oder einen Standort).
Policies nur für einzelne Einheiten werden nicht berücksichtigt, wenn sie <80 % der Aktivitäten abdecken.
Inhaltliche Substanz
Klare Ziele und Verpflichtungen, idealerweise mit messbaren KPIs und Deadlines.
Bezug auf internationale Standards (ILO, UNGC, OECD, ISO-Normen) erhöht Glaubwürdigkeit.
Welche Richtlinien Unternehmen benötigen
Die Erfahrung zeigt: Unternehmen mit guten EcoVadis-Scores verfügen über ein Set an Kernrichtlinien, die alle Themenbereiche abdecken.
Umwelt
Umweltpolitik
Energie- und Klimastrategie
Abfall- und Kreislaufwirtschaftspolitik
Arbeits- & Menschenrechte
Code of Conduct (Mitarbeiter)
Diversity- und Inklusionsrichtlinie
Gesundheit & Sicherheit am Arbeitsplatz
Ethik
Antikorruptions- und Bestechungsrichtlinie
Whistleblower- und Hinweisgebersystem
Datenschutz- und Informationssicherheit
Nachhaltige Beschaffung
Supplier Code of Conduct (separat als „Measure“ gewertet, aber eng verbunden)
Responsible Sourcing Policy
EcoVadis-Themen und typische Policies
Themenbereich
Typische Policies
Umwelt
Umweltpolitik
Energie- und Klimastrategie
Abfall- & Kreislaufwirtschaftspolitik
Arbeits- & Menschenrechte
Code of Conduct (Mitarbeiter)
Diversity- & Inklusionsrichtlinie
Gesundheit & Sicherheit am Arbeitsplatz
Ethik
Antikorruptions- & Bestechungsrichtlinie
Whistleblower-/Hinweisgebersystem
Datenschutz- & Informationssicherheit
Nachhaltige Beschaffung
Supplier Code of Conduct
Responsible Sourcing Policy
So setzen Sie eine Policy richtig auf
Eine EcoVadis-konforme Policy sollte nicht nur eine Absichtserklärung enthalten, sondern klare Struktur haben:
Einleitung & Geltungsbereich
Wer ist adressiert (alle Mitarbeitenden, Lieferanten, Standorte)?
Verpflichtung & Prinzipien
Bezug auf relevante Standards (z. B. UNGC, ILO, ISO 14001).
Ziele & Kennzahlen
Konkrete quantitative Ziele: „Wir reduzieren unsere CO₂-Emissionen bis 2030 um 30 % ggü. 2020“.
Governance & Verantwortlichkeiten
Wer ist verantwortlich (z. B. Sustainability Manager, Vorstand)?
Review & Aktualisierung
Wie wird die Policy überprüft und weiterentwickelt?
Häufige Fehler bei Richtlinien
Nur juristische Mindeststandards: Reine Gesetzeszitate oder regulatorische Anforderungen zählen nicht als valide Policy .
Kein Firmenbezug: Dokumente ohne Unternehmensname oder Logo werden abgelehnt.
Zu allgemein: Copy-Paste von Internetvorlagen ohne Anpassung an das eigene Geschäft.
Keine Aktualität: Policies älter als 8 Jahre sind ungültig.
Best Practices und Fazit aus Projekterfahrung
Eine gut aufgesetzte Policy ist weit mehr als ein Dokument für das EcoVadis-Rating. Sie ist Ausdruck von Governance, Haltung und strategischer Steuerung – und gleichzeitig das Fundament für ein belastbares Nachhaltigkeitsmanagement. Unternehmen, die ihre Richtlinien systematisch entwickeln, profitieren doppelt: Sie steigern ihre Punkte im Rating und etablieren gleichzeitig Strukturen, die auch regulatorischen Anforderungen wie CSRD oder LkSG standhalten.
Aus unserer Projekterfahrung haben sich dabei einige Best Practices bewährt:
Dokumentenbibliothek anlegen – Policies zentral sammeln, versionieren und mit klaren Verantwortlichkeiten versehen.
Sprache bewusst wählen – Deutsch ist zulässig, Englisch erhöht jedoch die internationale Lesbarkeit und Akzeptanz.
Synergien nutzen – Richtlinien nicht isoliert für EcoVadis entwickeln, sondern so formulieren, dass sie auch in Audits, im Reporting oder bei Lieferkettenprüfungen eingesetzt werden können.
Iterativ entwickeln – auch kleine Unternehmen können mit schlanken Policies starten und diese über die Jahre weiter professionalisieren.
Als offizieller EcoVadis Consulting Partner unterstützt Five Glaciers Consulting Unternehmen dabei, ihre Policies so aufzubauen, dass sie formal valide, strategisch sinnvoll und operativ wirksam sind – und so den Spagat zwischen Rating-Erfolg und echtem Nachhaltigkeitsmanagement meistern.
FAQ zu Richtlinien im EcoVadis-Rating
Q: Wie viele Policies sollte mein Unternehmen haben?
A: So viele, wie notwendig sind, um alle relevanten Themenbereiche abzudecken – meist 5–10.
Q: Müssen Policies öffentlich sein?
A: Nein, sie können intern bleiben, sollten aber formal verabschiedet und dokumentiert sein.
Q: Wie detailliert müssen Policies sein?
A: Sie sollten qualitative Verpflichtungen enthalten – optimal ergänzt durch quantitative Ziele.
Q: Kann ich Vorlagen nutzen?
A: Ja, aber nur als Startpunkt. Jede Policy muss individuell auf Ihr Unternehmen zugeschnitten sein.
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