Scope 3 umfasst alle indirekten Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens, die nicht in Scope 1 (direkte Emissionen) oder Scope 2 (energiebezogene Emissionen) enthalten sind. In vielen Branchen machen sie über 70 % der Gesamtemissionen aus und sind damit der zentrale Hebel für eine glaubwürdige Dekarbonisierungsstrategie.
Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) definiert Scope 3 als alle indirekten Emissionen, die durch Aktivitäten entlang der Lieferkette verursacht werden. Dazu gehören sowohl Upstream-Aktivitäten (z. B. eingekaufte Güter, Transport, Geschäftsreisen) als auch Downstream-Aktivitäten (z. B. Nutzung und Entsorgung verkaufter Produkte, Investments). Insgesamt unterscheidet das GHG Protocol 15 Kategorien, die eine präzise Strukturierung ermöglichen.
Scope 3 unterscheidet sich damit grundlegend von Scope 1 und Scope 2: Während diese durch Daten aus eigenen Anlagen oder Energieverbräuchen relativ gut messbar sind, erfordert Scope 3 einen erweiterten Blick auf Lieferanten, Kunden und Partner.
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) ist die Berichterstattung zu Scope 3 für viele Unternehmen in der EU verpflichtend geworden. Auch die Science Based Targets initiative (SBTi) schreibt die Einbeziehung von Scope-3-Emissionen vor, wenn diese mehr als 40 % der Gesamtemissionen ausmachen – was in der Praxis fast immer der Fall ist.
Darüber hinaus verlangen Investoren, Banken und Ratingagenturen wie CDP, MSCI oder EcoVadis zunehmend eine transparente Scope-3-Bilanz. Internationale Standards wie IFRS S2 oder die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) verankern Scope 3 als Schlüsselgröße für die Risikobewertung von Geschäftsmodellen.
Die größte Herausforderung bei Scope 3 liegt in der Datenqualität. Unternehmen stehen oft vor der Wahl zwischen primären Lieferantendaten und sekundären Durchschnittsdaten (z. B. aus Datenbanken wie ecoinvent oder DEFRA). In der Praxis nutzen viele Firmen zunächst Screening-Ansätze auf Basis von Branchenfaktoren und entwickeln schrittweise Lieferantendialoge und digitale Tools, um belastbare Primärdaten zu gewinnen.
Methodisch stützen sich Unternehmen auf die Guidance des GHG Protocols sowie auf ISO-Normen wie ISO 14064. Für bestimmte Branchen existieren weitere Leitlinien, etwa das Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) für Banken und Investoren.
Die Relevanz von Scope 3 geht weit über Reporting hinaus. Er zeigt, wo entlang der Lieferkette Transformationen nötig sind – vom Einkauf nachhaltiger Materialien bis zu Produktdesigns mit geringeren Nutzungsemissionen. Unternehmen, die frühzeitig Transparenz schaffen, gewinnen:
Scope 3 ist damit nicht nur eine Compliance-Pflicht, sondern der zentrale Hebel für die langfristige Dekarbonisierung der Wirtschaft.
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