Der Begriff Tank-to-Wheel (TTW) beschreibt die Emissionen, die während des eigentlichen Fahrbetriebs eines Fahrzeugs entstehen. Er umfasst ausschließlich die direkten Auspuffemissionen – also CO₂, Stickoxide oder Partikel – die durch die Verbrennung von Kraftstoff oder den Energieeinsatz im Antrieb entstehen. Anders als der Well-to-Wheel-Ansatz (WTW) oder die Lebenszyklusanalyse (LCA) betrachtet TTW keine Vorketten-Emissionen aus Förderung, Verarbeitung oder Transport von Energieträgern.
Damit bildet TTW einen wichtigen, aber begrenzten Teil der Gesamtbewertung der Klimawirkung von Fahrzeugen.
Bedeutung des TTW-Ansatzes
Der TTW-Ansatz ist ein wichtiger Baustein, wenn es darum geht, die direkten Emissionen von Fahrzeugen zu erfassen. Er beschränkt sich auf das, was im Fahrbetrieb tatsächlich am Auspuff oder im Antrieb passiert – also auf die Emissionen, die unmittelbar beim Fahren entstehen.
Besonders relevant ist TTW in zwei Bereichen:
Regulatorische Emissionsmessung: Viele gesetzliche Grenzwerte, etwa die EU-Flottengrenzwerte für Pkw, orientieren sich ausschließlich an TTW-Daten. Das macht sie einfach vergleichbar, blendet aber Vorketten-Emissionen aus.
Technologievergleich im Betrieb: Während Elektrofahrzeuge im TTW-Ansatz als emissionsfrei gelten, zeigen Verbrennerfahrzeuge ihre Emissionslast direkt im Fahrbetrieb.
Damit ist TTW für Politik und Unternehmen ein einfaches, messbares und standardisierbares Kriterium – allerdings nur ein Ausschnitt des Gesamtbildes.
WTW vs. TTW – jährliche THG-Emissionen
Vergleich der Emissionen nach TTW und WTW. Werte als relative Einheiten, anpassbar im Skript.
BEV – US Avg
BEV – California
ICE w/ diesel
Biofuel
Hybrid
Anwendungsfälle und Beispiele
In der Praxis wird TTW häufig eingesetzt, um Emissionen auf Fahrzeugebene zu vergleichen und zu kommunizieren.
Diesel- oder Benzinfahrzeuge = direkte CO₂-Emissionen im Betrieb.
Wasserstofffahrzeuge = abhängig von der Technologie im TTW-Bereich ebenfalls nahezu emissionsfrei.
Flottenmanagement: Unternehmen, die ihre Fuhrparks elektrifizieren, können ihre Scope-1-Emissionen direkt senken, da TTW-Emissionen unmittelbar in die Unternehmensbilanz eingehen.
Kommunikation: Hersteller nutzen TTW-Daten, um Fahrzeuge als „lokal emissionsfrei“ zu vermarkten.
Ein anschauliches Beispiel: Ein batterieelektrisches Fahrzeug verursacht im TTW-Bereich keine direkten Emissionen. Dennoch kann seine WTW-Bilanz durch den Strommix und die Batterieproduktion erheblich belastet sein – eine Grenze, die bei der Interpretation von TTW-Ergebnissen berücksichtigt werden muss.
Herausforderungen und Grenzen
Obwohl TTW viele Vorteile hat, stößt der Ansatz methodisch an klare Grenzen.
Kein Blick auf Vorketten: Emissionen aus Stromerzeugung, Raffinerien oder dem Transport von Energieträgern fehlen.
Gefahr der Verzerrung: Fahrzeuge können im TTW-Vergleich „sauber“ wirken, obwohl ihre Gesamtbilanz im WTW- oder LCA-Ansatz schlechter ausfällt.
Begrenzte Aussagekraft: Für Klimastrategien auf Unternehmens- oder Politikebene reicht TTW alleine nicht aus – ergänzende Analysen sind notwendig.
Damit TTW-Daten richtig genutzt werden, sollten sie immer im Kontext anderer Bewertungsansätze gesehen werden.
Verbindung zu Standards & Reporting
Der TTW-Ansatz ist in verschiedene Standards eingebettet, spielt dort aber jeweils eine spezifische Rolle:
GHG Protocol: TTW-Emissionen zählen in der Regel zu Scope 1, da sie direkt im eigenen Betrieb entstehen.
Bezug zu WTW: Erst durch die Kombination mit Well-to-Tank (WTT) ergibt sich ein vollständiges Bild (WTW).
CSRD / ESRS: Unternehmen mit Fahrzeugflotten müssen ihre TTW-Emissionen berichten. Für eine ganzheitliche Darstellung der Klimawirkung reicht dies jedoch nicht – hier ist die WTW-Betrachtung erforderlich.
Praxis-Tipps für Unternehmen
Um TTW sinnvoll in die eigene Klimastrategie einzubinden, sind einige pragmatische Schritte hilfreich:
Systematische Datenerfassung: z. B. über Tankkarten, Fahrdaten oder Ladeprotokolle.
Transparenz in der Kommunikation: klarstellen, dass TTW nur einen Teil der Gesamtbilanz abbildet.
Integration in Strategien: TTW als kurzfristige Stellschraube nutzen (etwa durch E-Mobilität), aber immer mit WTW- oder LCA-Betrachtungen kombinieren.
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